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Krankenhaus Seehausen bildet gute Chirurgen aus

Ein chirurgischer Assistenzarzt bei der Übung am Pelvitrainer.
Neuer Pelvitrainer optimiert die Facharztausbildung in der Chirurgie.

Seit 2024 ist das Krankenhaus Seehausen von der Ärztekammer Sachsen-Anhalt als Ausbildungsstätte für Viszeralchirurgie zugelassen. Diese Fachrichtung beschäftigt sich mit den Erkrankungen und Operationen der Bauchorgane. Außerdem wird die Facharztausbildung für die Allgemeinchirurgie (eine Mischdisziplin aus Weichteil- und Knochenchirurgie) nun in vollem Umfang angeboten. Es war eins der zentralen Anliegen des neuen Chefarztes der Klinik, Alwin Bulla, die Ausbildung der Assistenzärzte noch attraktiver zu machen.Mit dem neuen Pelvitrainer, den der Chefarzt selbst entwickelt hat, können die jungen Ärzte den Umgang mit den Instrumenten der „Schlüssellochchirurgie“, wegen der die Klinik einen guten Ruf bei den Patienten und den Hausärzten genießt, ohne jegliches Risiko für die Patienten erlernen. Dafür wurde eine ganze Reihe von Übungsaufgaben entwickelt und ein Anleitungsheft in Druck gegeben, in dem die jungen Ärzte durch die verschiedenen Stufen der Ausbildung geführt werden. Damit werden Aufgaben und Probleme simuliert, die im Bauchraum auf den Operateur warten können. Was im Gerät passiert, wird über eine Kamera auf einen Bildschirm gesendet, damit der Operateur es verfolgen kann.

Bulla: „Wer zum ersten Mal operieren darf, ist mächtig stolz, hat aber gleichzeitig riesigen Stress, denn er muss normalerweise unter Aufsicht eines Vorgesetzten und den kritischen Augen des restlichen Teams lernen, Dinge am lebenden Menschen zum ersten Mal zu tun, mit Instrumenten, die er unter Umständen zum ersten Mal in der Hand hält, und in Gewebe, dessen Festigkeit er z.B. vor dem ersten Schnitt gar nicht einschätzen kann, was schnell sehr gefährlich werden kann. Wer mit seinen Patienten fühlt – und das sollte selbstverständlich sein – wird hier neben der Nervosität einen hohen Verantwortungsdruck spüren.“ Damit muss man umgehen können, und auch die Ausbilder sind angespannt von der ersten bis zur letzten Sekunde, wenn sie die Aufsicht führen und anleiten.

Die eher unstrukturierte Ausbildung „zusehen und ab und zu machen, was anliegt“ ist weit verbreitet und Chefarzt Bulla ein Dorn im Auge: „Wer Menschen behandelt, sollte darauf systematisch und strukturiert vorbereitet werden.“ Mit den „Trockenübungen“ am Pelvitrainer kann der Arzt in Weiterbildung nun in aller Ruhe vorher seine Instrumente kennenlernen und das Handling damit erlernen - erst mit der einen, dann der anderen Hand, schließlich mit beiden Händen gemeinsam und dann auch bei komplexen 3D-Aufgaben wie dem Nähen und Knoten im Bauchraum. Wer das Programm dann absolviert hat, ist bereit, seine Fertigkeiten auch „im Patienten“ einzubringen. Er weiß, dass er im wahrsten Sinne des Wortes schon mal „sein Handwerk beherrscht“, und kann sich auf die medizinisch-strategischen Aspekte des Eingriffs konzentrieren.

Die Weiterbildung nach dem Studium fährt dann sozusagen auf drei Schienen: Neben dem theoretischen Fachwissen, das in wöchentlichen Fortbildungen und den täglichen Besprechungen vermittelt wird, lernen die jungen Ärzte zweitens bei Kleineingriffen, z.B. Abszesse zu eröffnen, kleine Tumoren oder nach Knochenbrüchen Metallplatten zu entfernen und so die verschiedenen Gewebe einzuschätzen, und drittens wird mit dem Pelvitrainer auf das laparoskopische Operieren vorbereitet. Wer dann im Bauchraum operiert, hat damit eine ideale Grundlage, am Ende der Facharztausbildung ein guter Operateur zu sein.